Mein Schwedisches Tagebuch

23. Februar 2006

Rückblick

18:09 MEZ So. ... Das hat man davon, wenn man sich nicht sofort hinsetzt und alles aufschreibt... Man vergißt alles. Gut, vielleicht ist es nicht ganz so tragisch. Das Kalasmottagningen war jedenfalls vor drei Wochen. Es war ne Willkommensparty für alle neuen Studenten, also auch die schwedischen. Normalerweise ist hier ja doch vieles geteilt in ESN (Erasmus Student Network) und "richtige" Studenten. Es ging um 15 Uhr los und fand in der Eishalle statt (wahrscheinlich hab ich das schon 10 mal geschrieben). Zuerst gab es eine Art Messe, wo sich alle Institute bzw. Studiengänge und Studentenorganisationen, -gruppen. -chöre usw., die drei Kårer und einige Unternehmen, mit denen Studenten hier zwangsläufig zu tun haben, mit nem Stand vorgestellt haben und man konnte für 20 Kronen einen Liu-Sweater kaufen, sprich: einen Uni-Pullover. Gegen 18 Uhr begann dann das Programm mit nem Ausschnitt aus Carmina Burana, aufgeführt von LiHkören und Linnéa - zwei der sieben oder so Unichöre - begleitet vom Akademischen Orchester. Durchs Programm geführt haben Fredrik och Filip, zwei offenbar sehr berühmte schwedische Komiker (sie haben ihre eigene Fernsehsendung). Es gab Tanzaufführungen, weitere Chöre, die drei Kårer haben sich vorgestellt, wir haben einige Erfolgsstories von LiTH-Absolventen gehört (Wußtet ihr, daß die Vögel aus den Harry Potter Filmen in Linköping studiert haben?) und es gab LiTHeBlås, das Blasorchester der Technischen Hochschule: So einen verrückten Haufen Irrer habt ihr noch nicht gesehen! Der Auftritt war auf jeden Fall ein Erlebnis! Ich ärgere mich so, daß ich das Angebot meines Lehrers ausgeschlagen habe, meine Leihposaune mit hierher zu nehmen, denn die Mädels und Jungs in LiTHeBlås würden mich glatt mitmachen lassen! Aber das ist ja jetzt nicht mehr zu ändern. Nach dem Uniprogramm war das Konzert von The Sountrack Of Our Lives an der Reihe. TSOOL sind ne schwedische Rockband und offenbar ziemlich groß hier. Nichtsdestotrotzdem konnten sie uns nicht so sehr begeistern und wir sind nach ner dreiviertel Stunde Konzert schon nach Hause gefahren. Die Disko im Anschluß haben wir natürlich "verpasst", aber ich glaub aber, das ist nicht so tragisch.

Ich habe übrigens jetzt doch eine "peer-studentin" bzw. einen fadder (ich nenne sie "meine Fadderin"). Fadder sind Studenten, die schon länger hier sind und den Neulingen helfen sich zurechtzufinden, vor allem bei der Sozialisierung. Eigentlich sollen sie vor allem in den ersten paar Tagen oder Wochen mit Rat und Tat bereitstehen (da bin ich aber drumherum gekommen). Cathrine hatte mir vor zwei Wochen eine Mail geschrieben und dann am Samstagnachmittag vor anderthalb Wochen angerufen ob ich nicht ganz spontan Lust hätte mich am nächsten Tag mit ihr und ihren anderen vier Fadderbarn zu treffen. Joaaa. Das haben wir dann gemacht. Zuerst sind wir ein wenig durch Gamla Linköping spaziert, danach hat sie uns zu sich nach hause eingeladen zum Kanelbullar Essen und Erzählen. Ihrem Mann hat sie mich mit den Worten vorgestellt: "Det här är Stefanie. Hon pratar ganska mycket svenska!" Aah. Ratet mal, wer da stolz war wie Bolle! Cathrine ist wie schon ganz beiläufig in den Raum geworfen verheiratet mit nem anderen Studenten, Sandro, und wir sollen ihn uns ruhig als unseren zweiten Fadder vorstellen, weil wir ihn vermutlich sowieso genauso oft zu Gesicht bekommen werden wie Cathrine. Er selbst hat auch nochmal vier Fadderbarn, das heißt, wenn wir alle zusammen ne Party feiern wollen, müssen wir schon fast nen Raum mieten. Der Abend war auf jeden Fall sehr, sehr interessant und lustig. Wir haben uns ausführlich über kulturelle Unterschiede (besonders beim Saufen)unterhalten, da wir wirklich bunt gemischt waren. UND: Cathrine und Sandro trinken beide keinen Alkohol.

Dienstag vor einer Woche war ich zum ersten Mal im [hg], im Herr'gårn, einem Studentenpub, wo Dienstags immer Internationaler Abend ist. Allerdings waren wir nur in dem Teil, wo man Essen kann, zur Disko sind wir nicht hochgegangen. Wir, das waren in diesem Fall Mareike, Elisabeth und ich. Das [hg] ist hübsch eingerichtet, aber das Essen war nichts für unsere distinguierten Geschmacksnerven. Wir sind auch nicht lange geblieben, sondern haben uns stattdessen Ryd bei Nacht angesehen.

Irgendwann letzte Woche kam auch endlich meine Mecenat-kort an. Mit diesem Ding bekomme ich bei allen möglichen Unternehmen Studentenrabatt, da brauche ich jetzt nur noch Geld, um den Rest der Preise zu bezahlen! Aber schade, daß es nicht reicht, einfach nur den Studentenausweis vorzulegen. Oder noch besser: Mein Fahrrad. Wirklich JEDER Student hat hier ein Fahrrad (ok. es gibt Ausnahmen...) Jetzt wo das Semester richtig angefangen hat, stehen auf dem Campus tagsüber bestimmt mindestens 5000 Fahrräder. Wenn wir nach dem Unterricht nach Hause fahren wollen, müssen wir regelmäßig suchen. Übrigens: das eine, einzelne Kuhrad hab ich an nem Samstag nachmittag fotografiert.

So, was hab ich zu den restlichen Fotos noch zu erzählen... "Den Pilze" hab ich in der Gemüseabteilung im Hemköp entdeckt. Mit Sicherheit ist bei diesem Beinahe-Unglück vor zwei Monaten doch mehr passiert als man zugeben will und zur Vertuschung wird das verstrahlte Gemüse säuberlich auf die Supermärkte des Landes verteilt. Und das Obst auch. Schaut ihn euch an, den Apfel! Sieht aus wie'n kleiner Arsch. Hätte ich den nicht inzwischen aufgegessen, wäre er bestimmt auch ein prima Maskottchen für die Schönheitsklinik "Apfel & Backe" gewesen... Praktizieren die beiden eigentlich noch, Papa? Und natürlich Filmjölk. Leckerleckerlecker! Mit Apfelmus. Wenn ich euch ärgern wollte, würde ich jetzt sagen: Das müßt ihr unbedingt mal probieren. Milch wird hier übrigens innerhalb von vier Tagen schlecht. H-Milch gibt's hier gar nicht. Dafür bekommt man aber Trockenerdbeeren mit Schokoladenmantel.

Die letzten vier Bilder sind genau eine Woche alt, da sind Mareike und ich einfach mal abends losgegangen, um uns Linköping bei Nacht anzusehen. Außerdem sollte donnerstagabends Studentenabend sein. Irgendwo anders als wo wir waren (Grammatik wird überbewertet). Wir waren in einem Cafe direkt am Stor Torget, das zum Fotografieren vom Tisch aus sehr gut geeignet war, aber ansonsten nicht weiterzuempfehlen ist. Nachdem wir da bei Heißer Schokolade und (absolut mißlungenem) Eiskaffee ne zeitlang Gott und die Welt erörtert hatten, sind wir noch rumspaziert (Wir waren bei McDonalds, aber: psssst!) und ich hab die versprochenen Fotos von der Statue gemacht. Dieser unfassbar attraktive Herr, dem man lieber nicht im Dunkeln begegnen möchte (deshalb wird er die ganze Nacht lang beleuchtet), ist ein Räuberhauptmann aus ner Geschichte von Verner von Heidenstam, dem wir vor nem Monat schon einmal begegnet sind. Das heißt, nicht wirklich, aber wir waren bei ihm zu Hause.

So. Das war's ERSTMAL. Aber dann kam ja noch Samstag. Ojojoj. Ja, Samstag war ne Riesengaudi. Aber das erzähl ich erst, wenn die Fotos dazu fertig sind.

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